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Volksinitiative gegen Handynutzung in Innenräumen – zurück zum Festnetz?

3. August 2021

Hinweis: Der folgende Beitrag stammt vom 3. August 2021 und basiert auf der ersten Version des Initiativtextes zur Saferphone-Initiative, den die Initianten am 10. April 2021 veröffentlichten. Das Komitee hat die Initiative per 9. Februar 2022 modifiziert. Die Forderung bleibt jedoch die gleiche: eine getrennte Mobilfunk- und Internetversorgung für Aussen- und Innenbereiche. Eine Forderung, die an den Bedürfnissen der Konsumentinnen und Konsumenten vorbeigeht. 

Kürzlich kündigten Mobilfunkgegnerinnen und -gegner eine neue Volksinitiative an. Antennen sollen künftig keine Innenräume mehr versorgen dürfen. Diese Forderung zielt an den Bedürfnissen der Konsumentinnen und Konsumenten vorbei und ist weder physikalisch noch technisch sinnvoll.

Im Oktober soll die Unterschriftensammlung für die sogenannte «Saferphone-Initiative» starten. Die Volksinitiative will, dass Mobilfunkantennen zukünftig keine Wohn- und Büroräume mehr versorgen, sondern nur noch den Aussenraum abdecken dürfen. Konsumentinnen und Konsumenten, die in ihrem Wohnzimmer oder an ihrem Arbeitsplatz telefonieren möchten, müssten dies über ein Kabel oder, falls baulich machbar, eine aufwändig abgeschirmte WLAN-Verbindung tun. Das betrifft nach Statistiken der Mobilfunkbetreiber mehr als 75 Prozent aller Anrufe und Datenverbindungen.

Die Forderung der Initianten ist folglich ein massiver Eingriff in das private und berufliche Leben aller Schweizerinnen und Schweizer. Zudem ergibt sie bei Kenntnis der Funktionsweise unseres Mobilfunknetzes und der entsprechenden physikalischen und technischen Grundlagen wenig Sinn. Mit Blick auf das propagierte Ziel der Initianten – die Minimierung der Funkstrahlung – hätte die Initiative unter Umständen gar die gegenteilige Wirkung.

Physik macht nicht vor Hauswänden halt
Mobilfunkstrahlen sind – wie beispielsweise auch Radiosignale – technisch erzeugte elektromagnetische Wellen. Wohnungsmauern vermögen diese Wellen leicht zu dämpfen, allerdings nicht vollständig zu absorbieren. Ein Grossteil des Signals durchdringt die Wände, weshalb wir mit unserem Mobiltelefon sowohl draussen wie auch in unserem Wohnzimmer telefonieren und das Internet nutzen können.

Heute ist das Mobilfunknetz so aufgebaut, dass es mit möglichst wenig Sendeanlagen einen flächendeckenden Empfang bietet. Diese senden dazu innerhalb der gesetzlich festgelegten und in der Schweiz sehr strengen Grenzwerte so weit, dass sich der Abdeckungskegel mit demjenigen der nächsten Antenne leicht überlagert. Da sich Sendeanlagen sinnvollerweise in der Nähe der Nutzenden befinden, sind aufgrund der genannten physikalischen Eigenschaften der Funkwellen die Innenräume ebenfalls abgedeckt. Das ist auch im Sinn von Millionen von Mobilfunknutzenden in der Schweiz – wer möchte auf Empfang in Innenräumen verzichten?

Neue Funklöcher und mehr Strahlung
Dürfte man nun nur noch den Aussenraum versorgen, müsste die Leistung aller Antennen stark reduziert werden. Dadurch entstünden auch draussen neue Funklöcher und die Leistung des Netzes würde merklich leiden, insbesondere in dicht besiedelten Gebieten.

Paradox ist, dass sich das Initiativkomitee von einer solchen Regelung weniger Strahlung erhofft – tatsächlich ist das Gegenteil der Fall. Bei schwachem Netzempfang müssen Smartphones und andere Mobilgeräte viel stärker senden. Bereits heute sind unsere Endgeräte für 90 % der Strahlenbelastung verantwortlich, während Antennen nur 10 % beitragen. Wird nun die Leistung der Antennen gedrosselt, senden alle Endgeräte deutlich stärker – mitunter um Faktor 100 und höher.

Auch das Ausweichen auf sogenanntes WiFi-Calling wäre nur bedingt möglich. Gemäss Initiativtext dürfen eigene WLAN-Netze nicht in benachbarte Nutzungseinheiten strahlen. Damit müsste jede Wohnung und jedes Büro mittels aufwändigen baulichen Massnahmen abgeschirmt werden. Insbesondere in Mietwohnungen ist dies kaum möglich – private WLAN-Netze dürften dort also auch nicht mehr betrieben werden. Es bliebe nur noch die Kabelverbindung zum Modem.

Konsumentenfeindliche Initiative ohne Nutzen
Zusammenfassend würde eine Annahme der Initiative das qualitativ hochwertige Schweizer Mobilfunknetz so zerlöchern, dass mit mehr Aufwand eine schlechtere Abdeckung erbracht würde. Das ist weder nachhaltig noch konsumentenfreundlich. Paradoxerweise dürfte die Initiative gar ihr Kernziel – die Minimierung von Funkstrahlung – verfehlen.

Vor diesem Hintergrund wirken die Forderungen der Saferphone-Initiative absurd. Umso wichtiger ist es, der Schweizer Bevölkerung mit fundierten und faktengestützten Argumenten eine seriöse Meinungsbildung zu ermöglichen.

 

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