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Ein gut ausgebautes Mobilfunknetz kann im Notfall wertvolle Zeit für Patienten sparen

23. November 2022

Die Rega bringt mit ihren Rettungshelikoptern professionelle Hilfe aus der Luft und modernste Medizin auf direktem Weg zur Patientin und zum Patient. Dank 14 in der ganzen Schweiz verteilten Einsatzbasen erreicht sie auch abgelegene Gebiete in wenigen Flugminuten. Rega-CEO Ernst Kohler erklärt, wie die Rega-Einsatzzentrale am Flughafen Zürich organisiert ist und wie moderne Mobilfunktechnologien wie 5G die Einsatzleiter bei ihrer Aufgabe unterstützt.

 


Ernst Kohler ist gelernter Elektromonteur und seit 2006 CEO der Rega. Er sammelte grosse Erfahrung als Bergretter, unter anderem als stellvertretender Rettungschef der Alpinen Rettung Schweiz in Meiringen. Der ehemalige Flugplatzchef und Bergführer ist vierfacher Vater und wohnt in der Region Luzern.

 

Warum ist Mobilfunk für eine Organisation wie die Rega ein zentrales Thema?
Eine stabile und schnelle Kommunikation kann entscheidend sein, wenn es um rasche und professionelle Hilfe aus der Luft geht. Als Organisation stellen wir uns immer wieder die Frage, wie sich modernste Technik sicher einsetzen lässt, um noch mehr Menschen helfen zu können. Diese Frage treibt die Rega seit ihrer Gründung an. Wenn vor 30 Jahren ein Notruf bei der Rega einging, nahm die Einsatzleiterin einen Stift in die Hand und notierte die Informationen auf einem Blatt Papier. Ein zweiter Einsatzleiter zeichnete währenddessen auf einer grossen Landkarte die mögliche Flugroute des Rettungshelikopters ein. Heute geschieht das alles elektronisch und wir können unter anderem dank einem gut ausgebauten Mobilfunknetz wertvolle Zeit für die Patienten sparen. 

Wie kann man sich den Alltag der Einsatzleiterinnen und Einsatzleiter der Rega heute vorstellen?
Geht eine Alarmierung über unsere Notrufnummer 1414 oder via Rega-App ein, bieten die Einsatzleiterinnen falls angezeigt möglichst rasch die nächste, geeignete Helikopter-Crew und allfällige Einsatzpartner, wie beispielsweise die Bergretter des Schweizer Alpen-Club SAC, auf. Bei dieser anspruchsvollen Aufgabe werden sie von verschiedenen Systemen unterstützt, die eigenes auf die Bedürfnisse der Rega zugeschnitten sind.   

Welche Rolle spielt dabei die Technologie?
Trotz technologischer Unterstützung braucht es erfahrene Einsatzleiter mit besonderem Fachwissen für diese Aufgabe. Ein Beispiel hierfür sind die Wetterbedingungen: Ein System kann zwar zuverlässig den geografisch nächsten, verfügbaren Rettungshelikopter anzeigen, berücksichtigt dabei aber nicht, ob die Crew bei den aktuellen Wetterbedingungen auch tatsächlich zum Einsatzort fliegen kann. Auch wenn wir immer nach neuen, noch besseren technologischen Lösungen suchen: Der Mensch wird auch in Zukunft die wichtigste Rolle in der Einsatzzentrale spielen und viele Fähigkeiten unserer Einsatzleiterinnen lassen sich nicht so leicht digitalisieren.

Die Rega gilt als innovativ. Welche Innovationen gab es im Bereich der Einsatzzentrale?
Die Rega-App für Smartphones wurde im Jahr 2011 lanciert und ist ein gutes Beispiel für den technischen Fortschritt, welche eine Innovation zugunsten von Patientinnen und Patienten ermöglicht hat. Bei einer Alarmierung ist einer der wichtigsten Punkte der möglichst genaue Standort eines Patienten. Bei Notfällen im Gelände können wir der Helikopter-Crew keine Adresse angeben. Hier leistet die Rega-App grossartige Unterstützung: Bei einer Alarmierung via App werden die Standortangaben der alarmierenden Person direkt ins Einsatzleitsystem der Rega übermittelt und auf dem Bildschirm der Einsatzleiterin angezeigt.

Wie geht es danach weiter?
Die Einsatzleiterin kann die Koordinaten dann direkt in das Navigationssystem im Cockpit des Rettungshelikopters übermitteln. Früher wurden Koordinaten per Funk weitergegeben, das war fehleranfälliger und hat länger gedauert. Mit der App konnten wir gegenüber früher wertvolle Zeit sparen. Was heute selbstverständlich klingt, war vor 11 Jahren ein grosser Schritt. Die Rega-App hat seither viele Leben gerettet. Die App ist auch ein hervorragendes Beispiel für die Wichtigkeit einer stabilen, schweizweiten und flächendeckenden Mobilfunkabdeckung, denn für das erfolgreiche Absetzen eines Alarms mit der Rega-App wird eine minimale Verbindung mit einem Mobilfunknetz benötigt. 

Mit Hilfe welcher Technologie bietet die Einsatzzentrale die Helikopter-Crews für Einsätze auf?
Die Crew erhält und quittiert ihr Aufgebot auf einer Rega-eigenen Smartphone-App, die Mobilfunkempfang voraussetzt. Die Einsatzleiterin in der Einsatzzentrale sieht, welches Crew-Mitglied die Alarmierung erhalten, gelesen und bestätigt hat. Erste Informationen zum Einsatz, allfällige Verletzungsmuster oder Koordinaten sind ebenfalls bereits auf dem Smartphone ersichtlich. Der digitale Kontakt zwischen Crew und Einsatzzentrale bleibt auch während des Einsatzes bestehen: wenn sich beispielsweise während des Flugs zum Einsatzort weitere, für den Einsatz relevante Informationen ergeben, kann die Einsatzleiterin diese ohne Verzögerung in der App abbilden und so die Crew stets auf dem Laufenden halten. Ein zuverlässiges und gut ausgebautes Mobilfunknetz ist für unsere Einsätze zentral. 

Was passiert, wenn das Mobilfunknetz einmal ganz oder teilweise ausfallen würde?
Grundsätzlich sind alle unsere Lösungen redundant ausgelegt, so dass wir auch bei Ausfällen jederzeit in Kontakt mit den Crews bleiben können. So betreibt die Rega auch ein eigenes, schweizweites Funknetz mit mehr als 42 Stationen. Zudem verfügen unsere Rettungshelikopter über ein Satellitentelefon und alle Basen, Crews und Luftfahrzeuge sind auch mit digitalen Polycom-Funkgeräten ausgestattet.

Nun liegt nicht jedem Rega-Einsatz eine Direktalarmierung an «1414» zugrunde. Was geschieht beispielsweise bei einer Alarmierung via Notrufnummer «144»?
Das ist richtig, bei etwa 40 Prozent der Einsätze eines Rega-Helikopters werden wir von einer kantonalen Sanitätsnotrufzentrale (SNZ) alarmiert. Wenn eine SNZ einen Rettungshelikopter anfordert, sorgen Computerschnittstellen zwischen den Zentralen für eine nahtlose und verzögerungsfreie Zusammenarbeit. Damit kann der SNZ-Disponent die bereits aufgenommenen Informationen zur Alarmierung per Mausklick direkt an die Rega-Einsatzzentrale übermitteln. Dort bietet ein Rega-Einsatzleiter mit Blick auf alle Luftrettungsmittel, Wetterbedingungen und andere Faktoren die für den Einsatz geeignete Crew auf. Hier sind wir dann wieder beim Faktor Mensch: Auch wenn die Bedeutung der Digitalisierung weiter zunimmt – der Mensch ist bei der Rega stets das zentrale Element. Damit wir im Notfall rasch helfen können, braucht es neben modernster Technologie auch bestausgebildete Spezialisten, die bereit sind, Verantwortung zu übernehmen und innert kurzer Zeit Entscheidungen zu treffen. 
 


Einsatzzentrale
In der Helikopter-Einsatzzentrale der Rega am Flughafen Zürich, dem «Herz» der Rega, nehmen Einsatzleiterinnen und -leiter rund um die Uhr Notrufe entgegennehmen und organisieren jährlich mehr als 12'000 Einsätze. Sie disponieren sämtliche Einsatzmittel der Rega und ihrer Partnerorganisationen. Die Einsatzleiterinnen und -leiter haben nicht nur jederzeit die Übersicht über die schweizweit verfügbaren Rettungsmittel und unterstützen die Crews im Einsatz, sie stellen auch eine lückenlose Kommunikation mit den Crews sicher. Dabei werden sie von einem integrierten Einsatzleitsystem unterstützt, das Hilfsmittel wie ein geografisches Informationssystem, aktuelle und präzise Wetterdaten, ein modernes Kommunikationssystem oder die Schnittstelle zur Rega-App in sich vereint. 

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