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Teleoperiertes Fahren: Die Zukunft der Mobilität durch 5G

30. August 2024

Die rasanten Fortschritte im Bereich des automatisierten Fahrens versprechen eine Revolution der Mobilität. Doch trotz aller technologischen Entwicklungen gibt es nach wie vor Herausforderungen, die einer breiten Anwendung im Weg stehen. Eine innovative Lösung, die diese Hindernisse überwindet, ist das teleoperierte Fahren – und hier spielt die 5G-Technologie eine entscheidende Rolle. 

Seit Jahren wird von Fahrzeugen geträumt, die autonom durch den Verkehr navigieren und dabei Sicherheit sowie Nachhaltigkeit erhöhen. Das Swiss Transit Lab (STL) hat seit 2016 intensiv in diese Vision investiert und erste wertvolle Erfahrungen gesammelt. Trotz aller Fortschritte war es jedoch bis 2023 nicht möglich, autonome Fahrzeuge alltagstauglich zu machen. Dies änderte sich, als eine neue Generation von Fahrzeugen eingeführt wurde, die durch die 5G-Technologie ihre Möglichkeiten voll entfalten konnte. 


Die Rolle der Teleoperation
Frühere Tests, wie die auf der Buslinie 12 in Schaffhausen, zeigten sowohl Fortschritte als auch technische Einschränkungen der autonomen Systeme ohne menschliche Begleitung. Hier kommt die Teleoperation ins Spiel. Durch die Nutzung von 5G können Teleoperatoren mehrere Fahrzeuge gleichzeitig aus der Ferne in Echtzeit überwachen und steuern. Dies ermöglicht eine weitreichende Skalierung der Technologie und stellt sicher, dass Sicherheitsstandards eingehalten werden. Das Nachfolgeprojekt des STL, welches im Frühjahr 2025 starten soll, wird demonstrieren, wie eine einzige Person bis zu zehn Fahrzeuge gleichzeitig managen kann.

Der unschätzbare Vorteil von 5G 
Der grösste Vorteil von 5G liegt in seiner Fähigkeit, eine zuverlässige und extrem schnelle Echtzeitkommunikation zu gewährleisten. Diese ist für die Teleoperation unerlässlich, da sie die präzise Steuerung und schnelle Reaktion erfordert, um die Sicherheit der Fahrzeuge und ihrer Passagiere zu gewährleisten. Darüber hinaus ermöglicht 5G eine hochpräzise Positionierung der Fahrzeuge. Durch die Kombination mit Künstlicher Intelligenz, die auf Basis von Echtzeit-Daten optimale Routen und Positionen für die Flotte berechnet, werden lange Anfahrtswege minimiert und die Effizienz des automatisierten Ride-Poolings maximiert.

Der Schlüssel zur Mobilität von morgen 
Zusammengefasst ist 5G nicht nur ein technischer Fortschritt, sondern der Schlüssel zur erfolgreichen Umsetzung des teleoperierten Fahrens. Es hebt die Skalierbarkeit und Kosteneffizienz dieser neuen Mobilitätsform auf ein bisher unerreichtes Niveau. Partner aus der Telekommunikation und andere Akteure sind eingeladen, sich an diesem zukunftsweisenden Projekt zu beteiligen und gemeinsam die Mobilität von morgen zu gestalten.


Interview mit Thomas Haiz
Senior Manager bei Wavestone AG



Welche Vorteile hat das teleoperierte Fahren gegenüber dem klassischen Autofahren und dem autonomen Fahren? 
Teleoperiertes Fahren bietet zahlreiche Vorteile gegenüber klassischem Autofahren und autonomen Systemen. Teleoperateure überwachen gleichzeitig mehrere Fahrzeuge und können bei Bedarf gezielte Fahrbefehle senden, ohne direkt einzugreifen, was die Effizienz steigert. Ein Operator kann viele Fahrzeuge betreuen, wodurch Kosten gesenkt und in Kombination mit Ride-Pooling Umweltvorteile erzielt werden. Die menschliche Überwachung erhöht die Sicherheit in komplexen Situationen, da Teleoperateure ausgeruht und konzentriert arbeiten können. Sie reagieren schnell auf unerwartete Hindernisse, was die Problemlösung verbessert. Zudem dient teleoperiertes Fahren als Übergangstechnologie zwischen manuellem und vollautonomem Fahren, unterstützt die kontinuierliche Verbesserung der Systeme durch Datensammlung und bietet rechtliche Vorteile durch klare Verantwortungsstrukturen.

Wie sind Sie auf das «teleoperierte Fahren» gestossen, das Sie als robuste und alltagstaugliche Lösung bezeichnen?
Seit 2018 haben wir vom Swiss Transit Lab verschiedene automatisierte Systeme im öffentlichen Verkehr erfolgreich umgesetzt. Dank unserer Vernetzung im Tech-Bereich und der globalen Weiterentwicklung war es der nächste logische Schritt, diese Technologien weiter voranzutreiben. Der Betrieb der Linie 13 seit 2023 in Schaffhausen hat eindrucksvoll bewiesen, dass die Automatisierungstechnologie praxistauglich ist. Weitere Projekte, bei denen Teleoperation zur Überwachung eingesetzt wurde, haben mich schliesslich zu der Einschätzung geführt, dass teleoperiertes Fahren eine robuste und alltagstaugliche Lösung darstellt.

Weshalb braucht es 5G für teleoperiertes Fahren?
5G ist entscheidend für teleoperiertes Fahren, da es extrem niedrige Latenzzeiten von unter einer Millisekunde bietet, was eine nahezu Echtzeit-Übertragung von Sensordaten und Steuerbefehlen ermöglicht. Dies ist besonders wichtig für schnelle Reaktionen in Verkehrssituationen. Zudem gewährleistet 5G eine stabilere und ausfallsicherere Verbindung als frühere Mobilfunkgenerationen, wodurch das Risiko von Verbindungsabbrüchen während kritischer Operationen minimiert wird. Durch seine Skalierbarkeit und Zukunftsorientierung macht 5G Investitionen in teleoperierte Systeme langfristig sinnvoll und tragfähig.

Ist teleoperiertes Fahren nur mit den öffentlichen Verkehrsmitteln möglich oder ist dessen Anwendung auch im Individualverkehr denkbar?
Teleoperiertes Fahren könnte eine Brückentechnologie zwischen manuell gesteuerten und vollautonomen Fahrzeugen darstellen. Es bietet das Potenzial, die Sicherheit und Effizienz sowohl im öffentlichen als auch im individuellen Verkehr zu verbessern. Ein individuell gesteuertes Fahrzeug kann aktiv vom Fahrer an einen Teleoperator übergeben werden und im Level 4-Modus fahren. Die Unterstützung von Level 4 stellt einen grossen Mehrwert dar, der zukünftige Anwendungen vorantreiben wird.

Insgesamt ist teleoperiertes Fahren eine vielseitige Technologie, die in verschiedenen Verkehrsbereichen eingesetzt werden kann, wobei die spezifischen Anwendungen und Herausforderungen je nach Kontext variieren können basiert zu regeln. Dafür sind wir auf innovativste Technologien wie 5G angewiesen.

Gibt es bereits einen Zeitplan für die breite Einführung von teleoperiertem Fahren in der Schweiz? Wenn ja, wie sieht dieser aus? 
Leider nein. Aber wir versuchen gerade ein Projekt aufzusetzen, bei dem wir teleoperiertes Fahren integrieren. Details können wir leider heute noch nicht erläutern. Weitere Infos folgen. 

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